Stellen wir uns vor: Kirche ist vorbei, und beim Bäcker steht jemand, der ganz anders ist als wir. Vielleicht teilt er nicht unseren Glauben, vielleicht hält er uns für seltsam. Was geschieht jetzt? Ein liebevolles Lächeln, ein freundliches Gespräch – oder ein innerer Rückzug? Gerade in unserer Zeit, in der Gräben tiefer zu werden scheinen, werden solche Begegnungen zu kleinen Prüfsteinen – und riesigen Chancen!
Gottes Blick durch meine Augen
Dr. Manfred Engeli lädt uns in „Gottes Angebote“ auf eine völlig andere Reise ein: Weg vom Zweck, irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen. Hin zum Staunen: Was hat Gott heute vorbereitet – für mein Gegenüber, aber auch für mich? Der entscheidende Perspektivwechsel lautet:Beziehungen sind keine Missionseinsätze, sondern Lebensräume für Gottes Kreativität und Liebe.
„Ich muss keine Lösungen erfinden – gemeinsam entdecken wir, welche besondere Lösung Gott in seinem Erbarmen für diesen Menschen bereithält.“(Manfred Engeli)
Die heilsame Kraft echter Beziehungen
Nach Engeli liegt unser Wert, unabhängig von Herkunft, Meinung oder Fehlern, allein darin, dass wir Gottes geliebte Geschöpfe sind. Das verändert jeden Kontakt!Ich darf aufatmen: Ich muss keinen Menschen gewinnen oder bekehren, sondern kann einfach mit ganzer Offenheit da sein.
Engeli beschreibt eine Haltung, die Schlüssel und Türöffner zugleich ist:
- Allparteilichkeit: Gott liebt radikal, ohne Parteinahme. Seine Angebote und seine Gnade gelten jedem. Diese innere Freiheit lässt uns auf andere zugehen, ohne Angst davor, „komisch“ zu wirken oder bedrängend zu werden.
- Finalität vor Kausalität: Nicht die Frage „Warum bist du so?“, sondern „Was kann jetzt Gutes wachsen?“ Das befreit uns, in Gesprächen nach Hoffnung und Zukunft zu suchen, statt in Analysen der Vergangenheit zu verharren.
Praktische Brücken statt theoretischer Mauern
Wie kann ich Freundschaften zu Menschen außerhalb meines Glaubensumfelds aufbauen – und zwar so, dass echte Nähe entsteht, ohne dass mein Gegenüber sich in die Enge getrieben fühlt?
Engelis Ansatz liefert Zutaten, die Du sofort einsetzen kannst:
1. Wertschätzung pur
Jeder Mensch ist geschaffen, um zu lieben und geliebt zu werden. Zeig echtes Interesse, höre mit wachem Herzen zu – auch wenn Dein Gesprächspartner anders tickt als Du. Freundschaft beginnt mit aufrichtigem Zuhören!
2. Authentisch bleiben – Ohne religiöses Rollenspiel
Jesus drängte nie, sondern stellte Fragen. Teile Deinen Glauben nicht wie ein Werbegeschenk aus, sondern leb ihn vor: durch Echtheit, Dankbarkeit und stille Hoffnung, nicht durch Daueransprache.
3. Sensible Präsenz
- Koste gemeinsam mit Anderen das Leben aus: Ein Hobby, ein Spaziergang, gemeinsames Essen – in solchen Momenten kann Gottes Gegenwart wortlos spürbar werden!
- Akzeptiere Meinungsverschiedenheiten als Chance zum gegenseitigen Wachstum – nicht als Problem, das gelöst werden muss.
4. Gebet als leiser Herzschlag
Bete im Stillen für Deine Freundschaften. Bitte Gott, Dich zu einem Kanal seiner Liebe zu machen – unabhängig von Ergebnis oder erhofftem Gesprächserfolg.
5. Freiheit schenken
Engeli schreibt: „Gott behandelt Menschen nicht als Marionetten“. Lass auch Du los. Gib Deinem Freund das Recht, zu suchen, zu fragen, zu zweifeln – und selbst dann willkommen zu sein!
Ermutigung: Gottes Angebote gelten jedem
Oft ermutigen erst die kleinen, scheinbar unsichtbaren Freundschaften andere dazu, sich für Gott zu öffnen. Nicht, weil sie von uns überzeugt werden, sondern weil sie in unserer Nähe Respekt, Freude, Annahme und Barmherzigkeit spüren – vielleicht zum allerersten Mal.
Und was, wenn ich selbst unsicher bin? Engeli macht Mut:„Die Veränderung des anderen ist nicht meine Verantwortung. Gott hat alle Lösungen und trägt die Hauptverantwortung.“Das heißt: Deine Aufgabe ist nicht, perfekte Antworten, sondern offene Begegnungen zu schenken.
Mini-Kompass für den Beziehungsalltag
- Feiere die Verschiedenartigkeit! Unterschiedliche Weltbilder sind kein Hindernis – sondern Gottes Einladung zum Staunen.
- Bewahre die Balance: Du bist nicht für den „Erfolg“ der Freundschaft verantwortlich, sondern für Wahrhaftigkeit und Liebe.
- Erlaube Fehler – Dir und dem anderen: Verletzungen, Missverständnisse oder Sprachlosigkeit gehören dazu. Bleib im Gespräch, oder schweige gemeinsam, ohne inneren Stress.
Fazit: Jeder Kontakt ist ein vorbereiteter Garten
Freundschaften jenseits der Kirchenmauer sind nicht zufällig, sondern göttlich arrangierte Gärten. Wir dürfen sie mit dem Blick Jesu betreten: erwartungsvoll, voller Achtung, und mit der Gewissheit, dass Gottes Angebot mitten im Leben aufleuchtet – leise, überraschend und oft ganz anders, als wir planen.
Jesus sagte: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“Unser Teil: Da sein, Anteil nehmen, hoffen und lieben – und dabei staunend erleben, was Gott wachsen lässt.
Tipp: Halte Deine Erlebnisse und Gespräche mit Freunden in einem kleinen Notizbuch fest. Es stärkt die Dankbarkeit – und vermag beim nächsten Mutlossein neu zu ermutigen!
Inspiriert durch: Manfred Engeli, Gottes Angebote. Final ausgerichtete Seelsorge.
Dieser Artikel erschien ursprünglich hier.